Warum die Zeit mit den Jahren schneller vergeht!

Jeder kennt das Gefühl: Die ersten Jahre unseres Lebens bis etwas zu unserem 18. Geburtstag kommen uns vor wie eine Ewigkeit, während die Zeit im Erwachsenenalter förmlich an uns „vorbei rast“. Woran liegt das und gibt es eine Möglichkeit, die Zeit wieder bewusster zu erleben?

Der Grund für dieses Phänomen liegt in unserer Wahrnehmung bzw. im Schubladen- und Musterdenken unseres Gehirns. Im Kindesalter nehmen wir unsere Umgebung viel intensiver und facettenreicher wahr, da alle Sinneseindrücke für uns neu sind und wir unsere Umgebung erst „erlernen“ müssen.

 

Fällt ein Kind beispielsweise das erste Mal in seinem Leben von einer Treppe, so wird es erschrecken und schließlich staunen – es wusste vorher nicht, dass ein falscher Schritt derartige Konsequenzen haben würde.

 

Besteigt das Kind das nächste Mal eine Treppe, so wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr vorsichtig sein; es geht die Stufen bewusst und konzentriert hoch. Irgendwann geschieht dieser Vorgang automatisiert und unbewusst – der Lernvorgang „Treppensteigen“ ist somit erfolgreich abgeschlossen.

 

Das Gehirn hat diesen Vorgang in Form eines festen Musters abgespeichert und nur durch diesen Mechanismus ist es uns überhaupt möglich, verschiedene Tätigkeiten „ohne nachzudenken“ auszuführen. Würden wir auf jeden Vorgang weiterhin unsere volle Konzentration richten müssen, wären wir täglich mit viel zu vielen Eindrücken konfrontiert und könnten nur einen Bruchteil unserer Tätigkeiten ausführen. Dieses sogenannte Musterdenken ist demzufolge ein komplexer und auch lebensnotwendiger Mechanismus unseres Gehirns und zunächst einmal ausschließlich positiv zu sehen.

 

Nun speichert unser Gehirn jedoch nicht nur Handlungsfolgen in Mustern ab, sondern jede Art von Sinnesreizen. Dies bildet die Voraussetzung für unsere Fähigkeit, gezielt zu denken und zu handeln – denn würden wir täglich und ohne zu filtern sämtliche Reize in uns aufnehmen, würde unser Bewusstsein durch die daraus folgende Reizüberflutung einem ständigen „Rauschen“ gleichen. Die täglichen Eindrücke werden demzufolge zwar durchaus wahrgenommen, aber je nach Häufigkeit bestimmten bekannten Mustern zugeordnet und nur im Unterbewusstsein aufgenommen.

 

Hier liegt die Erklärung nun fast auf der Hand, warum das Leben mit den Jahren scheinbar immer schneller „an uns vorbei zieht“: Im Kindesalter mussten alle Handlungsfolgen neu erlernt werden und demzufolge nimmt ein Kind viel mehr Reize bewusst wahr. Im Erwachsenenalter haben wir gelernt zu filtern und nehmen demzufolge weniger Eindrücke in uns auf – auf der anderen Seite erweitert sich jedoch unser Erfahrungsschatz. Da uns mit den Jahren nun viele Situationen bekannt erscheinen und wir sie automatisiert erleben, werden sie uns auch nicht mehr bewusst – die Zeit scheint schneller zu vergehen. Das ist auch der Grund, warum wir z.B. eine Woche Urlaub in einem fremden Land als viel länger erleben wie dieselbe Zeitspanne zu Hause.

 


Warum haben wir also das Gefühl, dass die Jahre an uns vorbeiziehen?

 


Wir haben verlernt, zu staunen. Auch die kleinen Dinge bewusst wahrzunehmen. Erleben wir jeden Tag die gleichen Abläufe, ruft unser Gehirn die bereits erlernten Muster ab und wir schalten auf „Autopilot“. Doch wir können lernen, unser Gehirn „auszutricksen“, indem wir unseren Alltag ganz bewusst mit neuen Erfahrungen anreichern.

 


Um sich selbst und Ihr Leben im ersten Schritt wieder bewusster zu werden, hilft eine kleine Übung: Versetzen Sie sich gedanklich auf einen Berg und beobachten Sie sich einmal mit etwas Abstand von oben: Was tun Sie? Wo leben Sie? In welchem Umfeld bewegen Sie sich?


Mit etwas innerem Abstand können Sie auch leicht erkennen, welche neuen Aktivitäten Sie in Ihr Leben einbringen können. Das muss nichts Großes sein – vielleicht beim Spazierengehen einen neuen Weg wählen und ihn bewusst wahrnehmen oder ab und zu im Theater ein neues Stück wählen. Tun Sie einfach Dinge, die Sie sonst nicht tun – das ist der erste Schritt zu einer bewussteren Lebensgestaltung.